Lebensmittelallergien
Bei einer Lebensmittelallergie reagiert das Immunsystem in überzogener Weise auf bestimmte Stoffe.
Bestandteile des entsprechenden Nahrungsmittels (konkret das ihm eigene Eiweiß bzw. Eiweißverbindungen) werden irrtümlich als Feind eingestuft, den es zu bekämpfen gilt.
Es kommt zum Abwehrprozess: Der Betroffene bildet große Mengen Antikörper (vom Typ Immunglobulin E/IgE), die an Zellen andocken und diese zur Histaminproduktion anregen. Das Ergebnis der fehlgeleiteten Immunabwehr sind unangenehme Reaktionen des Körpers.
Inhaltsverzeichnis
Symptome
Bei einer Lebensmittelallergie führt der Genuss von Nahrungsmitteln, die entsprechendes Allergen beinhalten, unweigerlich zur Immunreaktion. Verschiedene Symptome unterschiedlicher Ausprägung sind die Folge.
Man unterscheidet:
- Symptome der Haut: Hautirritationen, Jucken, Brennen, Ausschlag, Nesselsucht, Schwellungen, Ödeme
- Symptome im Magen-Darm-Bereich: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Krämpfe, Durchfall, Verstopfung
- Symptome im Bereich der Atemwege: anschwellende Schleimhäute, Schwellung der Lippen, allergischer Schnupfen, Niesreiz, Husten, Asthma, Kurzatmigkeit, Atemnot
- Sonstige Symptome: Empfindlichkeit der Augen (Tränen, Brennen, Schwellungen), Kopfschmerzen/Migräne, Schwindel, Abgeschlagenheit
- Selten: Schockreaktion (anaphylaktischer Schock), Blutdruckabfall, Kreislaufzusammenbruch
Häufigkeit
Tatsächliche Lebensmittelallergien kommen weit weniger häufig vor als man denken mag. Nicht selten stellt sich eine vermeintliche Allergie etwa als Nahrungsmittelunverträglichkeit heraus.
Eine Allergie kann erworben werden und daher jederzeit (auch erst im Erwachsenenalter) auftreten. 3-4% aller deutschen Erwachsenen sind von einer Lebensmittelallergie betroffen.[1]
Kinder leiden häufiger unter Lebensmittelallergien als Erwachsene.
Bei ihnen ist jedoch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass sich die Allergie im Laufe der Jahre von selbst gibt. Dem liegen Reifungsprozesse von Darm, Verdauung und Immunsystem zugrunde.
Ursachen
Ursächlich für eine Lebensmittelallergie ist, dass das Immunsystem grundsätzlich harmlose Stoffe nicht als solche erkennt und Abwehrmechanismen einleitet. Antikörper gegen den vermeintlichen Feind werden gebildet.
Liste der häufigsten Allergene in Bezug auf Lebensmittel:
- Glutenhaltiges Getreide
- Krebstiere und daraus gewonnene Erzeugnisse
- Eier und daraus gewonnene Erzeugnisse
- Fische und daraus gewonnene Erzeugnisse (Fischgelatine ausgenommen)
- Erdnüsse und daraus gewonnene Erzeugnisse
- Sojabohnen und daraus gewonnene Erzeugnisse
- Milch und daraus gewonnene Erzeugnisse (inklusive Laktose)
- Schalenfrüchte und daraus gewonnene Erzeugnisse
- Sellerie und daraus gewonnene Erzeugnisse
- Senf und daraus gewonnene Erzeugnisse
- Sesamsamen und daraus gewonnene Erzeugnisse
- Schwefeldioxid und Sulfite (wenn mehr als 10mg/kg oder l)
- Lupinen und daraus gewonnene Erzeugnisse
- Weichtiere und daraus gewonnene Erzeugnisse
Diese Allergene müssen per Gesetz ausgewiesen werden.
Milcheiweißallergie
Bei einer Milchallergie (auch Milcheiweißallergie oder Kuhmilchallergie genannt) reagiert das fehlgeleitete Immunsystem übermäßig stark auf Milcheiweiß.
Symptome treten entweder kurz nach dem Verzehr auf oder auch verzögert. Sie zeigen sich durch Beschwerden im Magen-Darm-Trakt, im Mund-Nasen-Rachen-Raum sowie im Bereich der Haut.
Die meisten Betroffenen reagieren auf beide Eiweißfraktionen in Milch, Kasein und Molkeneinweiß, und somit auf die Milch aller Tierarten. Besteht lediglich eine Allergie gegen Molkeneiweiß, muss nur auf (Produkte aus) Kuhmilch verzichtet werden.
Babys und Kinder leiden häufiger unter einer Milchallergie als Erwachsene (2 % gegenüber etwa 1 % Erwachsener)[2]. Diese kann sich durch die Reifung von Darm, Verdauungstrakt und Immunsystem jedoch wieder auswachsen.
Besteht eine Milchallergie bei Säuglingen, muss auf Ersatzprodukte ausgewichen werden. Milch anderer Säugetiere bzw. Sojamilch ist nicht geeignet. In Absprache mit dem Kinderarzt kommen hydrolysierte Milchpräparate oder Ersatzmilchnahrung (auf der Basis von Aminosäuren) zum Einsatz.
Es gibt verschiedene Möglichkeiten, eine Milchallergie zu diagnostizieren. So kann beispielsweise ein Hauttest (Prick-Test) durchgeführt werden oder das Blut wird auf entsprechende Antikörper untersucht. In manchen Fällen erfolgt ein Provokationstest. Hierbei wird unter ärztlicher Beobachtung Milch verabreicht und so eine etwaige Symptomatik hervorgerufen.
➥ Ausführliche Informationen zur Milcheiweißallergie
Hühnereiweißallergie
Bei einer Hühnereiweißallergie erkennt das Immunsystem Eiweiße des Hühnereis als Eindringling und bekämpft diese, was zu heftigen Reaktionen führen kann. Sowohl Eiklar als auch Eigelb wirken hier als Allergen, da beide Eiweiß enthalten.
Die Symptome treten meist unmittelbar auf, können sich jedoch auch verzögert bemerkbar machen. Typische Anzeichen sind hauptsächlich auf die Haut (Nesselsucht, Ausschlag, Juckreiz, Quaddelbildung,…) und den Verdauungstrakt (Krämpfe, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen,…) bezogen. Es reichen kleinste Mengen an Hühnereiweiß, um die allergische Reaktion auszulösen.
Babys und Kinder sind häufiger von einer Hühnereiweißallergie betroffen als Erwachsene.
Oft zeigt sich diese schon mit der Einführung von Beikost. Bei vielen Kindern stabilisiert sich die fehlerhafte Immunreaktion durch Reifungsprozesse jedoch bis zum Schuleintritt wieder. Es ist daher sinnvoll, in regelmäßigen Abständen abklären zu lassen, ob die Allergie noch nachgewiesen werden kann.
Eine Hühnereiweißallergie kann mit Hilfe verschiedener Tests diagnostiziert werden: Prick-Test, Blutuntersuchung auf IgE-Antikörper oder Provokationstestung.
Die Therapie sieht einen kompletten Verzicht auf Hühnereiweiß vor. Hierbei müssen natürlich auch jene Produkte gemieden werden, die allergieauslösende Bestandteile enthalten (z.B.: Nudeln, Kuchen, Gebäck,…).
Bei einer Hühnereiweißallergie ist außerdem Vorsicht geboten, da es leicht zu Kreuzallergien (Allergene sind sich ähnlich) in Bezug auf Hühnerfleisch und Eier anderer Vogelarten kommen kann.
➥ Ausführliche Informationen zur Hühnereiweißallergie
Fischallergie
Bei einer Fischallergie reagiert der Großteil der Betroffenen (etwa 95 %[3]) auf ein bestimmtes Protein in den Zellen des weißen Muskelfleisches von Fisch: Parvalbumin.
In Folge kommt es zu Symptomen im Magen-Darm-Bereich, Hautreaktionen (häufig: Nesselsucht) oder auch Ödemen. Im schlimmsten Fall ist ein anaphylaktischer Schock möglich.
Da sich der Aufbau des Parvalbumins mancher Fische stark ähnelt, reagieren Betroffene meist gleich auf mehrere Fischarten allergisch. Darüber hinaus ist das Eiweiß sehr hitzebeständig, wodurch sich Immunreaktionen bei rohem sowie gekochtem/gebratenem Fisch gleichermaßen zeigen. Manche Allergiker vertragen roten Fisch (z.B.: Thunfisch), weil hier der Anteil an weißem Fleisch und somit an Parvalbumin recht gering ist.
Eine Allergie gegen Fisch wird mit Hilfe eines Prick-Tests, einer Blutuntersuchung (Bestimmung der Antikörper im Blut) oder eines Provokationstests festgestellt.
Im Gegensatz zur Milcheiweißallergie oder Hühnereiweißallergie kommt es seltener vor, dass sich bei betroffenen Kindern eine Fischallergie auswächst.
➥ Ausführliche Informationen zur Fischallergie
Weizenallergie
Bei einer Weizenallergie sind es verschiedene Eiweiß(-bestandteile), die als Auslöser fungieren: Albumin, Globuline oder Klebereiweiß.
Das Immunsystem erkennt diese fälschlicherweise als Feind und leitet eine Abwehrreaktion ein. Symptome der Haut wie Ausschläge, Juckreiz oder Nesselsucht können ebenso Folge sein wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall.
Kinder sind häufiger betroffen als Erwachsene, jedoch ist bei ihnen eine recht hohe Wahrscheinlichkeit gegeben, dass sich die Allergie durch Reifung von Immunsystem und Verdauungstrakt von selbst wieder legt. Wird eine Weizenallergie erst im Erwachsenenalter erworben, bleibt sie eher ein Leben lang bestehen.
Eine Weizenallergie wird meist via Prick-Test oder Blutuntersuchung (Nachweis entsprechender Antikörper im Blut) festgestellt.
Einzig wirksame Therapie ist es, sämtliche Produkte, die Weizen beinhalten, zu meiden. Es sollten hier auch weizenähnliche Getreidearten (wie zum Beispiel Dinkel) mit Vorsicht genossen werden.
➥ Ausführliche Informationen zur Weizenallergie
Nussallergie
Eine generelle Nussallergie gibt es nicht. Das Immunsystem Betroffener reagiert meist auf einzelne Nussarten wie Haselnuss oder Walnuss bzw. Steinfrüchte wie Erdnüsse, Mandeln oder Cashew.
Symptome variieren und reichen von leichtem Kribbeln und Irritationen im Mundraum über Hautausschlag bis hin zu Atemnot und Kreislaufzusammenbruch in schweren Fällen. Auch Reaktionen im Magen-Darm-Bereich sind möglich.
Allergien gegen bestimmte Baumnüsse treten häufig als Kreuzallergie bei bestehender Pollenallergie auf.
➥ Ausführliche Informationen zur Nussallergie
Pseudoallergie
Pseudoallergien sind keine Allergien im eigentlichen Sinne. Betroffene Personen zeigen eine allergische Reaktion auf bestimmte Stoffe, obwohl keine Allergie vorliegt.
Dies kann bereits bei Erstkontakt der Fall sein, also bevor das Immunsystem einen Bestandteil überhaupt als fremd erkennen kann.
Eine Pseudoallergie wird meist durch Lebensmitteln ausgelöst, die gefäßweitende Wirkung haben bzw. körpereigenes Histamin freisetzen. Beispiele sind etwa Käse, Wein, Erdbeeren oder Tomaten.
➥ Ausführliche Informationen zur Pseudoallergie
Kreuzallergie
Bei einer Kreuzallergie verwechselt das Immunsystem bei bereits bestehender Allergie ähnliche Bestandteile anderer Stoffe und reagiert auch hier mit Abwehr.
Häufig kommt es bei Pollenallergien zu Kreuzallergien/Nahrungsmittelallergien:
Birke → Mandeln, Karotten, Nüsse, Soja
Gräser → Kartoffeln, Soja, Kiwi, Tomaten, Melone
Beifuß → Paprika, Sellerie, Karotten, Kiwi, Tomaten
Auch Nahrungsmittelallergien können Kreuzallergien auslösen:
Nüsse → Mohn, Kiwi, Erdbeeren
Kiwi → Ananas, Apfel, Karotten, Kartoffeln
➥ Ausführliche Informationen zur Kreuzallergie
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Fleischallergie, Obstallergie, Gewürzallergie, Schalentierallergie, Hülsenfrüchteallergie, Zitrusfrüchteallergie
Testen
Oft kann man die Ursache nicht genau bestimmen. Insbesondere bei Kreuzallergien ist die Ursachenforschung äußerst komplex. Man kann mit Hilfe einer Blutuntersuchung die Lebensmittelallergie testen. Daneben gibt es noch Hauttest. Meist wird hier auf den sogenannten Pricktest gesetzt.
Quellenangaben:
- [1] = Deutsche Gesellschaft für Ernährung e. V.: Lebensmittelallergien – die Diagnose ist das A und O (09.2013), abgerufen am 13.10.2018
- [2] = MVZ Labor Dr. Reising-Ackermann und Kollegen: Risikoeinschätzung bei Kuhmilch-Allergie (02.2013), abgerufen am 13.10.2018
- [3] = Annette Kuehn, Christian Radauer, Ines Swoboda, Jörg Kleine-Tebbe: Fischallergie: Parvalbumine und andere Allergene (02.2012), abgerufen am 13.10.2018