Saccharoseintoleranz
Machen einem nach Genuss bestimmter Lebensmittel unangenehme Begleiterscheinungen im Magen-Darm-Bereich und ähnliche Symptome zu schaffen, ist es sinnvoll der Sache auf den Grund zu gehen.
Ein Ernährungstagebuch kann Hinweise auf den Übeltäter liefern. Manchmal wird dieser schlussendlich in Form unscheinbarer Saccharose (Haushaltszucker) entlarvt.
In diesem Artikel erfährst du Wissenswertes zum Thema Saccharoseintoleranz und der entsprechenden Ernährung.
Inhaltsverzeichnis
Rolle von Saccharose im menschlichen Körper
Unter Saccharoseintoleranz (auch: Saccharose-Isomaltose-Malabsorption) versteht man die Unverträglichkeit von Haushaltszucker (Saccharose).
Aufgrund eines Enzymmangels wird der Zucker im Dünndarm nicht entsprechend in seine beiden Bestandteile Glukose und Fruktose aufgespalten, sondern gelangt unverdaut in den Dickdarm. Dort kommt es in Folge zu Gärungsprozessen, die typische Symptome hervorrufen.
Medizinisch betrachtet lassen sich zwei verschiedene Formen von Intoleranz unterscheiden:
- Primäre Saccharose-Isomaltose-Malabsorption
- Sekundäre Saccharose-Isomaltose-Malabsorption
Primäre Saccharose-Isomaltose-Malabsorption
Diese bezeichnet eine sehr seltene Form der Stoffwechselerkrankung, die genetisch bedingt ist.
Spätestens mit Beikoststart wird die primäre Saccharose-Isomaltose-Malabsorption schlagend, da es nun zu einer Aufnahme von Haushaltszucker in den Darm kommt.
Sekundäre Saccharose-Isomaltose-Malabsorption
Bei dieser Form entwickelt sich die Intoleranz gegen Haushaltszucker meist aus einer entzündlichen Veränderung der Darmschleimhaut heraus.
Durch Erkrankungen wie Morbus Crohn oder Zöliakie kann es in Folge zu negativen Auswirkungen in Produktion und Funktion des zuckerspaltenden Enzyms Saccharase kommen.
Bei Babys kommt es manchmal zur Ausbildung einer sekundären Saccharose-Isomaltose-Malabsorption, wenn der Darm noch nicht richtig ausgereift ist (zum Beispiel nach Frühgeburten; in der Regel wächst sich in diesem Fall die Malabsorption aus).
Symptome einer Saccharoseintoleranz
Symptomatik und Ausprägung können natürlich mehr oder weniger stark variieren.
Typisch sind Probleme im Magen-Darm-Bereich, die meist recht bald nach dem Genuss von Haushaltszucker in Erscheinung treten. Doch auch unspezifischere Anzeichen können auftreten (verstärkt vor allem bei Kindern).
Die gängigsten Anzeichen einer Zuckerintoleranz:
- Bauchschmerzen, Krämpfe, Blähbauch, Blähungen
- Übelkeit/Erbrechen
- Durchfall oder auch Verstopfung
- Müdigkeit, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit
- Gedeihstörungen, Entwicklungsrückstände (bei Babys und Kindern)
- Mangelerscheinungen
Ursachen und Diagnose
Wie schon erwähnt, liegt die Ursache einer Unverträglichkeit von Haushaltszucker darin begründet, dass das Enzym Saccharase mangelhaft wirkt.
Der Zucker gelangt unverdaut in den Dickdarm, wo Gärprozesse für unangenehme Begleiterscheinungen sorgen.
Die primäre Form einer Zuckerintoleranz wird vererbt, während für die sekundäre Form fast immer Erkrankungen des Darms ursächlich sind.
Neben gängigen Diagnoseinstrumenten (Anamnese, körperliche Untersuchung, Blutuntersuchung, Ultraschall,…), die Aufschluss über eine Unverträglichkeit geben können, greift der Arzt beim Verdacht einer Saccharoseunverträglichkeit auf zwei unterschiedliche Möglichkeiten zur Feststellung zurück:
Wasserstoff-Atemtest
Beim Wasserstoff-Atemtest (H2-Atemtest) wird nach Saccharosegabe in regelmäßigen Abständen der Wasserstoffgehalt in der Atemluft gemessen, notiert und verglichen.
Kann Zucker im Dünndarm nicht aufgespalten werden, kommt es bei seiner Zersetzung im Dickdarm zu Gärprozessen. Hier entstehen unter anderem große Mengen Wasserstoff, die durch die Atmung abgegeben werden. Eine hohe Konzentration H2 in der Atemluft lässt also auf eine Zuckerunverträglichkeit schließen.
Im Vergleich zum anderen Testverfahren (Biopsie), gilt der H2-Atemtest zur Feststellung einer Saccharoseintoleranz als weniger zuverlässig (Messfehler können auftreten).[2]
Dünndarmbiopsie
Im Rahmen einer Koloskopie wird eine Gewebeprobe der Schleimhaut des Dünndarms entnommen und im Hinblick auf die Aktivität des Enzyms Saccharase untersucht. Bei einer Zuckerunverträglichkeit sind entsprechende Werte deutlich reduziert.
(Beim Verdacht einer primären Saccharose-Isomaltose-Malabsorption wird übrigens ein Gentest durchgeführt.)
Ernährung bei Saccharoseintoleranz
Wird eine Zuckerintoleranz festgestellt, ist in jedem Fall eine Ernährungsberatung angezeigt.
Mit Hilfe dieser kann eine entsprechende Ernährungsumstellung bestmöglich stattfinden. Es ist nämlich gar nicht so einfach, ein Gefühl dafür zu entwickeln, welche Produkte Haushaltszucker enthalten und welche nicht. Und auch das richtige Interpretieren der Zutatenlisten will gelernt sein!
Erfahre untenstehend die wichtigsten Tricks und Kniffe bei der Umstellung auf saccharosefreie Ernährung:
- Verzicht auf: Rohrzucker, Zuckerrübenzucker, Puderzucker, Kandiszucker, brauner Zucker
- Vorsicht auch bei folgenden Zutaten: Malzzucker, Melasse, Zuckerstoffe, Ahornsirup, Maltodextrine, Agavensirup
- Nicht nur viele Süßwaren sind tabu, auch Folgendes enthält häufig versteckte Saccharose: Fertiggerichte, Wurst, spezielle Käsezubereitungen, Pumpernickel, Limonaden
- Manche Obst- und Gemüsesorten sorgen bei Saccharoseunverträglichkeit für Probleme: Ananas, Bananen, Mandarinen, Karotten, rote Beete
- Alternativen zum Haushaltszucker: Traubenzucker, Fruchtzucker, Milchzucker
Im Anschluss an eine mehrwöchige Karenzphase kann man ganz langsam seine individuelle Toleranzgrenze ermitteln.
Manche Betroffene reagieren schon bei kleinsten Mengen Saccharose mit heftigen Symptomen, andere können gewisse Mengen Haushaltszucker zu sich nehmen, ohne dass Probleme zu befürchten sind.
Mit einer entsprechend haushaltszuckerfreien bzw. -armen Ernährung lässt sich das Beschwerdebild einer Saccharoseintoleranz relativ gut in Schach halten!
Quellenangaben:
- [1] = Burkhard Rodeck, Klaus-Peter Zimmer: Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (11.08.2008), abgerufen am 13.10.2018
- [2] = J. Keller, A. Franke, M. Storr, F. Wiedbrauck, J. Schirra: Klinisch relevante Atemtests in der gastroenterologischen Diagnostik – Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Neurogastroenterologie und Motilität sowie der Deutschen Gesellschaft für Verdauungs- und Stoffwechselerkrankungen (2005), abgerufen am 13.10.2018